Machst du dir Sorgen um jemanden? Verhält sich diese Person plötzlich anders als früher? Du möchtest sie darauf ansprechen, aber weisst nicht wie? Die folgenden Gesprächtipps helfen dir.
Gespräch herbeiführen
- Beachte deine eigene Stimmung: Such das Gespräch dann, wenn du dich gut fühlst und es dir zutraust.
- Überleg dir einen geeigneten Zeitpunkt: Gespräche mit Tiefgang nehmen Zeit in Anspruch. Beginn also kein Gespräch, wenn Du oder deine Freundin nach 10 Minuten wieder los müssen. Manchmal hilft es zu fragen, wann sie Zeit für ein Gespräch hat.
«Ich möchte gerne in Ruhe mit dir reden. Wann hättest du mal Zeit?»
- Finde einen geeigneten Ort: Ihr solltet ungestört sein und euch beide wohlfühlen. Vielen Menschen fällt es in Bewegung leichter, über schwierige Dinge zu sprechen. Macht z.B. einen Spaziergang oder eine Velotour zusammen.
«Wollen wir mal am See Glacé essen gehen?»
«Gehen wir zum Sportplatz? Wir könnten ein paar Körbe werfen.»
- Es ist o.k., wenn es nicht klappt: Es ist möglich, dass dein Gegenüber nicht auf deine Idee einsteigt. Nimm es nicht persönlich. Vielleicht fühlt sie/er sich momentan nicht in Stimmung oder muss vielleicht erst Mut fassen. Versuch es später wieder.
«O.k., das verstehe ich. Würde es dir ein anderes Mal besser passen?»
Das ist wichtig im Gespräch
- So kannst du anfangen:
«Ich mache mir Sorgen um dich: Du wirkst in letzter Zeit unglücklich.»
«Es ist so schade, dass du nicht mehr mit in den Ausgang kommst. Geht es dir nicht so gut?»
- «Ich hab den Eindruck, dich beschäftigt etwas sehr. Magst du mir davon erzählen?»
- Zuhören ist das Wichtigste: Viele Leute haben Angst, nicht die richtigen Worte zu finden. Dabei tut es einfach gut, wenn jemand mal zuhört. Nimm dir für das Gespräch vor, dass du nachempfinden möchtest, was deine Freundin oder dein Freund fühlt. Überlege dir gute Fragen, statt nach Antworten zu suchen.
«Was ist für dich grade besonders schwierig?»
«Wie fühlt es sich an, wenn du in der Situation bist?»
«Kannst du sagen, was dir im Moment gut tut?»
«Was müsste sich ändern, damit du dich besser fühlst?»
- Mitgefühl zeigen: Es tut gut, wenn man sich verstanden fühlt. So kannst du dein Mitgefühl ausdrücken:
«Verstehe, das belastet dich.»
«Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht.»
- Schweigen aushalten: Im Gespräch über schwierige Situationen fehlen manchmal allen die Worte. Lass Pausen und Schweigen zu. Um das Gespräch wieder in Gang zu bringen, hilft manchmal auch die Aussage:
«Ich weiss jetzt auch grad nicht, was sagen.»
- Eigene Grenzen ernst nehmen: Wenn du den Eindruck hast, dein Gegenüber brauche mehr Unterstützung, kannst du sagen:
«Ich weiss da jetzt auch nicht weiter.»
«Möchtest du mal mit einem Profi sprechen?»
- Weitere Hilfe nur anbieten, wenn du magst: Deine Aufmerksamkeit und Bereitschaft zuzuhören sind bereits eine grosse Hilfe. Es ist nicht schlimm, wenn es dabei bleibt. Wenn dir danach ist, kannst du praktische Hilfe anbieten, z.B. deine Freundin/deinen Freund zu einem Gespräch mit einer erwachsenen Vertrauensperson begleiten. Oder du belässt es beim Zuhören:
«Du kannst gerne wieder mit mir darüber sprechen, wenn du magst.»
Gespräch beenden
- Manchmal wird einem im Gespräch alles zu viel: Diese Sätze helfen dir, einen guten Gesprächsabschluss zu finden:
«Ich glaube, im Moment kommen wir nicht weiter. Ist es für dich o.k., wenn wir über etwas anderes sprechen?»
«Jetzt weiss ich nicht mehr, was sagen. Wollen wir eine Runde gamen? Wir können gerne ein anderes Mal weiter darüber sprechen.»
Nach dem Gespräch
- Erfahrenes vertraulich behandeln: Sprich nicht über private Dinge aus dem Gespräch mit anderen Kolleginnen/Kollegen. Wenn du das Bedürfnis hast, mit jemandem darüber zu sprechen, dann sag nicht, um wen es geht, oder sprich mit deinen Eltern oder einer anderen erwachsenen Vertrauensperson (z.B. Gotti, Elternteil, Vertrauenslehrperson, Schulsozialarbeit usw.).
Ausnahme: Ist dein Freund in Gefahr, hol dir sofort Hilfe: Dein Freund spricht z. B. davon, dass er sich jetzt dann umbringt, wenn es nicht besser wird. Oder du erfährst, dass deine Freundin geschlagen wird oder etwas ähnlich Schlimmes. In diesen Fällen wende dich immer an eine erwachsene Vertrauensperson. Wenn du niemanden hast, ruf anonym bei Rat und Hilfe Telefon 147 an oder schreibe an 147.ch. Es werden auch Freunde von Menschen in Krise beraten. Wenn es um schlimme Sachen geht, tust du deiner Freundin keinen Gefallen, wenn du es für dich behältst.
- Gib auf dich selbst acht: Mach nichts mit, wobei du dich unwohl fühlst. Es hilft niemandem, wenn du aus lauter Freundschaft selbst krank wirst oder dich in Gefahr begibst. Nimm dir Zeit für deine eigenen Bedürfnisse und Interessen.
- Bleib in Kontakt: Regelmässige Kontakte helfen Menschen in schwierigen Situationen. Wenn du magst, kannst du dich später wieder melden. Es muss nicht jedes Mal ein tiefschürfendes Gespräch sein. Eine SMS hilft schon viel.
- Hilfe suchen: Fühle dich nicht verantwortlich. Speziell enge Freunde überfordern sich manchmal mit dem Gefühl, sie müssten die Probleme lösen. Das ist jedoch nicht möglich. Du kannst die Probleme anderer nicht lösen. Wenn du das Gefühl hast, dass über längere Zeit keine Besserung eintritt, wende dich an eine erwachsene Vertrauensperson. Wenn möglich, überlege mit deinem Freund zusammen, wem ihr euch anvertrauen wollt.
- Sich selbst annehmen: Gerade, wenn es um einen engen Freund geht, fühlst du dich vielleicht teilweise mitschuldig an der Situation. Bei psychischen Belastungen spielen aber viele Faktoren mit. Niemals sind nur einzelne Personen dafür verantwortlich. Weil du das Gespräch gesucht hast, hast du ihm aber bereits einen Ausweg eröffnet.
Das solltest du vermeiden
- Keine Schuldzuweisungen: Aussagen wie: «Bleib locker!» oder «Du nimmst alles immer so ernst» sind nicht hilfreich. Wenn es deiner Freundin/deinem Freund schlecht geht oder gar eine psychische Krankheit vorliegt, ist das nicht so einfach zu lösen. In diesen Fällen hat man oft keinen freien Willen und keine Kraft mehr, etwas einfach so zu ändern.
- Keine Ratschläge und Tipps: Wir neigen dazu, Lösungen anbieten zu wollen. Aussagen wie: «Du musst das nächste Mal einfach dies oder das machen» können Betroffene unter Druck setzen. Oder sie bekommen das Gefühl, dass man ihnen nicht richtig zugehört hat. Höre gut zu.
- Nicht von eigenen Problemen sprechen: In der guten Absicht, Verständnis auszudrücken, sprechen wir manchmal von eigenen Problemen. Deine Freundin fühlt sich dadurch vielleicht nicht ernst genommen. Hast du selbst eine ganz ähnliche Situation erlebt, kannst du deine Erfahrungen natürlich teilen.
- Keine Diagnosen stellen: Selbst wenn du vermutest, dass dein Freund eine spezifische Krankheit hat: Überlass die Diagnose einer Fachperson! Er fühlt sich sonst abgestempelt.
- Keine Verniedlichungen: Sag nicht: «Das kommt sicher bald wieder gut» oder «Das geht vorbei». Durch solche Aussagen fühlen sich Betroffene nicht ernst genommen.
- Dränge deine Freundin nicht: Gehe mit der Haltung ins Gespräch, dass du nicht mehr erfahren willst, als sie bereit ist zu erzählen. Respektiere, wenn sie das Gespräch abbricht. Du kannst es später wieder versuchen.
Übrigens: Du kannst dich auch beraten lassen, wie du am besten vorgehen sollst. Wende dich an eine erwachsene Vertrauensperson, z.B. an der Schule, in deiner Familie oder im Jugendhaus. Auch
Rat+Hilfe 147 berät dich oder deine Freundin/deinen Freund
Der Text wurde freundlicherweise von der «Wie geht’s dir?»-Kampagne der Deutschschweizer Kantone und Pro Mente Sana zur Verfügung gestellt. Der Originaltext ist auf
www.wie-gehts-dir.ch zu finden.